Chancen und Möglichkeiten für Schweizer Handwerker in Zeiten des Klimawandels

Mai 2020 - Autor: smartconext AG

Höhere Temperaturen und häufigere Extremwetterereignisse sind in der Schweiz bereits Realität und werden in den nächsten Jahren noch stärker spürbar werden. Das stellt die Schweizer Bauwirtschaft vor Herausforderungen, bietet ihr aber auch Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Für entsprechend gestaltete Baugesuche können Handwerker bei Bauprojekten ihre Anpassungsfähigkeit mit traditioneller Fachkenntnis verbinden.

Was für Veränderungen durch den Klimawandel haben sich bereits eingestellt?

Im letzten Jahrzehnt sind in der Deutschschweiz die Temperaturen um 1,3 Grad gestiegen, in der Westschweiz sogar um 1,6 Grad. Damit hat die Zahl der Sommertage mit über 25 Grad zu- und die der Frosttage abgenommen. Im Winter fällt mehr Regen, aber die Sommer werden nicht nur heisser, sondern auch trockener. Das Alpenland Schweiz ist von diesen Veränderungen besonders stark betroffen, die Felsstürze, Muren und auch mehr Schäden an Gebäuden durch Extremwetterereignisse auslösen.

Was muss sich in der Schweizer Bauwirtschaft ändern, um die Klimaziele zu erreichen?

In der Schweiz verursacht die Gebäudetechnik mehr Treibhausgasemissionen als der Verkehr. Durch die langen Investitionszyklen in der Bauwirtschaft haben getroffene Entwurfsentscheidungen für Baugesuche über Jahrzehnte verfestigte Folgen. Die gute Nachricht ist, dass bei Bauprojekten für Neubauten niedrigste Verbrauchswerte oft mit sehr geringen Zusatzkosten erzielbar sind. Ausserdem sollte nach Möglichkeit auf eine Sanierung gesetzt werden, statt auf einen Abbruch die Errichtung eines Neubau folgen zu lassen. Für alle Baugesuche sollte Baumaterial mit guter Ökobilanz verwendet und soviel Recycling wie möglich praktiziert werden. In Bauprojekten zur Errichtung von Neubauten mit entsprechender Bauweise ist ein Betrieb ohne den Ausstoss von CO2 möglich.

Was wird sich aus Sicht der Bauherren und Ihrer Auftragnehmer im Handwerk verändern?

Die Klimaveränderung erfordert schon jetzt mehr Kühlung als Heizung und dieser Effekt wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Besonders stark wird das in den Städten spürbar werden, wo die Temperatur durch die Versiegelung der Böden noch stärker zunimmt. Der Betrieb von Klimaanlagen ist energieintensiv und deshalb können und sollen von Planern und Handwerkern andere Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Mit geeignet ausgeführtem Sonnenschutz und einer in Baugesuchen vorgesehenen Nachtauskühlung können Räume auch ohne Energieaufwand angenehm temperiert werden. Zentral für diese Bauweise ist die Projektierung der Fensterflächen. Die flachstehende Wintersonne soll das Gebäude wärmen können, ohne dass es von der hochstehenden Sommersonne zu stark aufgeheizt wird. Für Neubauprojekte können innovative Kühlsysteme zum Einsatz kommen. Im Geocooling etwa leitet eine Bodenheizung als Wärmeverteilsystem die Wärme im Sommer über eine Wärmepumpe ins Erdreich zur Speicherung, was im Winter als Heizung umgekehrt betrieben wird. Sowohl für Handwerker im Bereich der Installation als auch der elektrischen Anlage bieten automatisierte Lösungen mit der Verwendung von Smart Home Technologie besonders interessante Chancen. Die Technologie ist ausgereift genug, um bereits jetzt in kleineren oder auch grösseren Bauprojekten eingesetzt zu werden. Trotzdem ist sie noch wenig verbreitet, sodass Bauhandwerker mit entsprechender Erfahrung beträchtliche berufliche Möglichkeiten schon in naher Zukunft haben dürften.

Welchen Beitrag leistet die Politik?

Die Schweiz hat sich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 50% gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Dazu wurde bereits im Jahr 2008 eine CO2-Abgabe eingeführt, von der seit 2010 ein Drittel in ein Gebäudeprogramm zur energetischen Sanierung auf entsprechende Baugesuche hin investiert wird. Der Bund hat darüber hinaus einen Technologiefonds aufgelegt, mit dem Entwicklungen zur Steigerung von Energieeffizienz gefördert werden können.

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