Digitalisierung der Schweizer Baubranche

März 2020 - Autor: smartconext AG

Das Berufsumfeld der Handwerker in der Baubranche ist aktuell bereits durch die Digitalisierung stark im Umbruch. Digitale Pläne oder VR/AR sind aktuelle Trends, welche Unternehmen in diesem Sektor beschäftigen. In den kommenden Jahren wird sich noch viel mehr tun und Handwerker werden immer mehr neue Technologien nutzen.

Wie in allen Wirtschaftszweigen forciert die Digitalisierung in der Schweizer Baubranche fundamentale Veränderungen. In der Schweiz trägt die Bau- und Immobilienbranche rund 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, weswegen mit erfolgreicher Digitalisierung entsprechende Hebel möglich sind. Viele KMU in diesem Sektor haben kaum die nötigen Mittel für Forschung und Entwicklung in diesem Bereich, weswegen in der Schweiz an der Swissbau 2016 der Verein „Bauen digital Schweiz/buildingSMART Switzerland“ ins Leben gerufen wurde. Bei dieser Initiative werden die Akteure der ganzen Wertschöpfungskette vereint und ein intensiver Erfahrungsaustausch ist möglich. Durch die einheitliche Logik und eine sinnvolle Struktur werden einzelne Prozesse zu einem durchgängigen Gesamtprozess zusammengeführt. Einer breiten Öffentlichkeit wurde das sogenannte „Use Case Management“ an der Swissbau 2018 vorgestellt. Mit diesen Initiativen ist die Schweiz einer der Vorreiter, was die Digitalisierung im Bau betrifft.

Use Cases als Basis für Digitalisierung in der Baubranche

Das Use Case Management nimmt eine wichtige Rolle bei der digitalen Transformation der Schweizer Baubranche ein. BuildingSMART Switzerland führt dazu Handwerker und Mitglieder verschiedener Unternehmen zu Working Groups zusammen, die einem bestimmten Thema zugeordnet sind. Hier werden Use Cases beschrieben und ausgearbeitet. Für jeden Use Case wird zunächst ein einheitliches Verständnis geschaffen. Anschliessend beschreibt die Working Group den konkreten Nutzen und definiert den zu erwarteten Aufwand. Die Anwendungserfahrung aus bereits realisierten oder laufenden Projekten wird zusammengeführt und soll im Optimalfall Best Practices für die Zukunft ergeben.

Digitalisierte Pläne per BIM

Eine weitere Schlüsselfunktion bei der Digitalisierung in der Baubranche der Schweiz spielt die digitale Baustelle. Das sogenannte Building Information Modeling (BIM) ermöglicht die digitale Anreicherung von 3D-Modellen um eine Vielzahl an Informationen. Insgesamt ermöglicht das eine deutlich präzisere Planung. Ausserdem können alle Beteiligten dank BIM besser beurteilen, ob das Projekt im Zeitplan liegt und effizient umgesetzt werden kann. Durch eine zentrale Datenhaltung und den gemeinsamen Zugriff auf ein Dokument wird die Zusammenarbeit erleichtert. Dank der Verwendung einer einheitlichen Datenbasis findet der Informationsaustausch ohne Medienbruch statt und Handwerker sowie alle Entscheidungsträger haben einen transparenten und aktuellen Überblick über den Projektstand. Nach der Fertigstellung des Gebäudes erhält der Bauherr ein detailliertes digitales Gebäudemodell mit umfangreichen Messwerten. Unter anderem wurde BIM bereits beim höchsten Gebäude der Schweiz verwendet, dem „Bau 1“ auf dem Basler Roche-Areal.

Ein wichtiges Schlagwort bei BIM ist Virtual Design and Construction (VDC). Dabei handelt es sich um einen virtuellen Prozess, der sich einer computergestützten Modellierung bedient und sich insbesondere mit der Entwurfs- und Bauphase eines Projekts beschäftigt. Da die Faktoren Zeit und Kosten auch in die Modellierung mit einfliessen, kann VDC auch als 5D-Modellierung bezeichnet werden. Als direkte Verbindung zwischen dem virtuellen Entwurf und dem Bau nimmt VDC eine wichtige Rolle ein. Es wird so gewährleistet, dass der physische Bau den digitalen Doppelgänger reflektiert und dass die Handwerker die Vorgaben richtig umsetzen.

Virtual- und Augmented Reality

Virtual- und Augmented Reality (VR/AR) heben digital gezeichnete Baupläne auf die nächste Stufe. Gebäude und andere Produkte können mit geeigneten technischen Hilfsmitteln völlig neuartig präsentiert werden.

Ausserdem besteht die Möglichkeit, Virtual Reality als Schulungsmittel für Handwerker zu verwenden. Per VR-Brille können sich alle Beteiligten in das Umfeld der Baustelle versetzen und verschiedene Situationen simulieren. Beispielsweise lassen sich Gefahrensituationen simulieren und das Verhalten in diesen trainieren.

Direkt vor Ort können Bauplaner und Handwerker dank der Visualisierung mit Augmented Reality wertvolle Informationen wahrnehmen. Beispielsweise ermöglicht die Digitalisierung es dann, dass Handwerker sehen, was sich hinter bereits verputzten Wänden oder unter Böden befindet und ob bestimmte Bauelemente richtig platziert wurden.

In den nächsten Jahren wird die digitale Transformation der Schweizer Baubranche weiter unaufhaltsam fortschreiten. Weitere Trends wie der 3D-Druck oder die digitale Vermessung könnten weitere Meilensteine werden.

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